By Jan Kercher
ISBN-10: 3658001909
ISBN-13: 9783658001902
ISBN-10: 3658001917
ISBN-13: 9783658001919
Die mangelnde Verständlichkeit von Politikern ist immer wieder Anlass für öffentliche Kritik. Doch used to be bedeutet es genau, wenn eine Politikerrede als „unverständlich“ oder „verständlich“ bezeichnet wird? Ist Politikerverständlichkeit angesichts der individuellen Verständnisvoraussetzungen der deutschen Wahlbürger überhaupt objektiv messbar? Welche – individuellen und gesellschaftlichen – Prozesse beeinflussen die Verständigung zwischen Politikern und Bürgern? Welche Merkmale des Kommunikationsprozesses führen dazu, dass Politikersprache als verständlich oder unverständlich wahrgenommen wird? Eine Beantwortung dieser Fragen fällt angesichts der bestehenden Forschungslage schwer. Denn Politik- und Kommunikationswissenschaft haben sich dem Thema bislang kaum gewidmet. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, einen ersten Schritt zur Schließung dieser Forschungslücke zu unternehmen und die Instrumente und Ergebnisse der Verständlichkeitsforschung für Politik- und Kommunikationswissenschaft zugänglich zu machen.
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Abbildung 3: Prozessmodell zur Abschätzung des „common ground“ Modell des eigenen Wissens Standard-Modell über das Wissen der anderen Ausgangsmodell über das Wissen einer spezifischen Person Metawissen: Besonderheiten des eigenen Wissens im Vergleich zu anderen Personen Informationen über Gruppenzugehörigkeiten, vergangene Erfahrungen mit der Person Hinweise aus der aktuellen Situation, explizite Rückfragen, Beobachtungen Arbeitsmodell über das Wissen einer spezifischen Person Quelle: In Anlehnung an Nickerson 1999: 740, Jucks 2001: 19 Am Beispiel der Politiker-Bürger-Kommunikation lässt sich zunächst verdeutlichen, dass die Bildung eines Modells über das Wissen spezifischer Rezipienten nicht immer möglich ist.
1). Denn viele Begriffe, die für Politiker zur gängigen Alltagssprache gehören, werden von einem Großteil der Bevölkerung nicht oder nur unzureichend verstanden. 19 Diese Problematik ist Politikern – zumindest teilweise – durchaus bewusst, wie Roth (2002) in seiner bereits im vorigen Abschnitt (vgl. Kap. 2) zitierten Interview-Studie mit Bundestagspolitikern herausfand. Einer der Interviewten äußerte hierbei folgende Einschätzung: „Man begeht immer wieder den Feh18 Vgl. , Oksaar 1983, Van der Staak 1983.
15 Die hiermit verbundenen Verständigungsprobleme werden zudem durch die zumeist massenmediale Übertragung verstärkt. Bei der Planung ihrer Botschaften gilt es für Politiker schließlich – ebenfalls im Gegensatz zur Alltagskommunikation – auch Gebote der Parteiräson zu beachten. Im Folgenden sollen diese drei Aspekte – Experten-Laien-Kommunikation, Mehrfachadressierung und Einseitigkeit sowie die Gebote der Parteiräson – deshalb noch einmal ausführlicher beleuchtet werden. 15 Nach Busch kann dieser Aspekt als grundlegendes Merkmal der Funktionsweise moderner Repräsentationsdemokratien bezeichnet werden: „Die Demokratie ist die Regierungsform, in der die Staatsgewalt beim Volk und das heißt in großem Umfang bei politischen Laien liegt.